Wer regelmäßig nach ein Uhr morgens ins Bett geht, sollte einen genaueren Blick auf seine Schlafgewohnheiten werfen. Eine aktuelle Studie, die in der Fachzeitschrift „Psychiatry Research“ veröffentlicht wurde, legt nahe, dass späte Schlafenszeiten nach Mitternacht das Risiko für psychische Beeinträchtigungen wie Depressionen und Angstzustände erhöhen können. Die Studie wurde von einem Forschungsteam des Imperial College London durchgeführt und beleuchtet die möglichen Zusammenhänge zwischen Schlafverhalten und psychischer Gesundheit.
Die Untersuchungsergebnisse im Detail
Für die Analyse wurden die Schlafgewohnheiten und Gesundheitsdaten von 73.888 Teilnehmenden der UK Biobank herangezogen. Dabei stellte sich heraus, dass Personen, die regelmäßig nach ein Uhr nachts schlafen gehen, häufiger unter psychischen Problemen litten als Menschen, die früher schlafen. Interessanterweise spielte es dabei keine Rolle, ob die Betroffenen sich selbst als Morgenmenschen oder als Nachtschwärmer einschätzten. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass der Zeitpunkt des Schlafengehens eine Rolle für das Wohlbefinden spielen kann.
Dennoch gibt es methodische Aspekte, die bei der Interpretation der Ergebnisse beachtet werden sollten. So basiert die Zuordnung zu den Chronotypen – also ob jemand ein Früh- oder Spättyp ist – auf einer einzigen Frage, während umfassendere Fragebögen üblich sind, um genauere Ergebnisse zu erhalten. Dies könnte die Einteilung der Teilnehmenden beeinflussen. Zudem stammten die untersuchten Daten hauptsächlich von weißen, mittel- bis älteren Erwachsenen, was die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf andere Bevölkerungsgruppen einschränken könnte.
Der Einfluss von späten Stunden auf das Gehirn
Die „Mind After Midnight“-Theorie besagt, dass das Gehirn nach Mitternacht anders funktioniert. Isolation und fehlende soziale Kontakte in den späten Stunden könnten beispielsweise zu impulsivem und problematischem Verhalten führen. Matthew Lehrer von der University of Pittsburgh verweist zudem auf den natürlichen Hell-Dunkel-Rhythmus, der durch den Kontakt mit Morgenlicht reguliert wird. Ein Schlafmuster, das diesen Rhythmus stört, könnte ebenfalls negative Auswirkungen auf das Gehirn haben.
Bedeutung des REM-Schlafs
Ein weiterer zentraler Punkt der Studie ist der Zusammenhang zwischen späten Schlafzeiten und dem Verlust von REM-Schlaf. REM-Schlafphasen sind entscheidend für emotionale Stabilität und kognitive Prozesse. Ein Mangel an REM-Schlaf kann somit das Risiko für neuropsychiatrische Störungen wie Depressionen und Angstzustände erhöhen.
Die Studie verdeutlicht die Wichtigkeit eines stabilen und regelmäßigen Schlafrhythmus für die psychische Gesundheit. Zwar sind weitere Untersuchungen notwendig, um die Zusammenhänge noch besser zu verstehen, dennoch zeigt die Forschung, wie essenziell Schlaf für unser mentales Wohlbefinden ist.